Interview: Chiara Condello, FSJ im Betreuten Wohnen

 

Chiara Condello, 19 Jahre alt, ist mit dem Incoming-Programm des Diakonischen Werks Baden zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), von Italien aus, ins Wohnprojekt „unBehindert miteinander leben“ nach Hügelheim gekommen. Hier wohnen vier Frauen und acht Männer mit unterschiedlichen Behinderungen zusammen. Damit das gut klappt, werden sie von Mitarbeitern des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald und von der Sozialstation Markgräflerland unterstützt.


Was für Aufgaben hast du in deinem FSJ?
Ich helfe den Bewohnern bei verschiedenen Haushaltsarbeiten, z.B. Putzen, Wäsche machen und Kochen. Außerdem verbringe ich viel Zeit mit ihnen: Wir malen, basteln, spielen oder gehen zusammen spazieren. Es macht immer großen Spaß.
Ein paarmal im Monat übernehme ich auch Nachtbereitschaftsdienste. Vor dem Schlafengehen lese ich einer Bewohnerin eine Geschichte vor und unterhalte mich ein bisschen mit ihr. Die Nächte sind meist ruhig, so dass ich selbst schlafen kann – im gemütlichen Nachtbereitschaftszimmer, das dafür zur Verfügung steht. Am nächsten Tag richte ich in der Frühe noch das Frühstück, bevor die Bewohner zur Arbeit gehen.


Wie kamst Du auf die Idee, ein FSJ zu machen?
Ich habe mich für ein FSJ entschieden, weil ich Neues kennenlernen und Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln wollte. Mich hat interessiert, wie es eigentlich zugeht in der Arbeitswelt. Außerdem hatte ich den Wunsch, mich für Menschen zu engagieren, die meine Unterstützung brauchen können.

 

 

Was hat Dir das FSJ bis jetzt gebracht?
Durch mein FSJ bin ich menschlich sehr gewachsen: Ich habe festgestellt, wie wichtig es ist, sich Zeit für andere zu nehmen und wie sehr mich das bereichert und befriedigt. Ich habe neue Seiten an mir entdeckt, habe Empathie und Sensibilität entwickelt – das werde ich für immer mitnehmen. Außerdem habe ich schöne Beziehungen mit den anderen Freiwilligen, die ich bei den Seminaren kennengelernt habe, aufgebaut sowie mit den Arbeitskollegen und Bewohnern. Ich hoffe, dass wir auch nach meinem FSJ weiterhin in Kontakt bleiben werden.


Was war die schönste Erfahrung in Deinem FSJ?
Es ist schwer zu sagen, welches die schönste Erfahrung war. Man erlebt in diesem Bereich immer wieder neue und schöne Sachen. Am besten werden mir sicherlich die Zeiten in Erinnerung bleiben, an denen ich etwas mit den Bewohnern zusammen unternommen habe. Sehr schön finde ich, wie wir langsam Vertrauen zueinander aufgebaut haben. Ich freue mich immer, wenn die Bewohner mit mir über ihre Gefühle und Erlebnisse reden.

Vielen Dank für Deine Offenheit und für Deine Zeit, Chiara!

 

Erfahrungsbericht Jessica Bischof, BFD in der Diakonischen Initiative

Ich habe letztes Jahr im September meinen BFD bei der Diakonischen Initiative begonnen. Anfangs hatte ich Skepsis bezüglich dessen, dass ich kaum bis gar keine Erfahrung mit Menschen mit Behinderung hatte und bin daher noch vor meinem BFD auf eine Freizeit nach Much, nähe Köln, mitgekommen. Ich wollte in Erfahrung zu bringen, was mich denn das Jahr erwarten würde. Was ich vorweg nehmen kann ist, das bereits nach der 14-tägigen Freizeit klar war, dass ich mich auf ein schönes Jahr freuen kann.

Anfang September wurde ich dann direkt in die Verwaltung eingebunden und wusste daher, wie wichtig es ist, sorgfältig und aufmerksam zu arbeiten, Kalkulations- und Leichtsinnsfehlern aus dem Weg zu gehen. Erste Gruppenangebote verliefen holprig, da ich nicht so recht wusste, wie und wo ich mich einbringen kann, um tatkräftig mitzuhelfen. Glücklicherweise zeigte mir meine damalige Kollegin Viriginia Veglia, wo ich am Besten mit anpacken kann und erklärte mir, wie ich einen Zugang zu unseren TeilnehmerInnen finde. Schnell wurde klar, es macht wirklich viel Spaß! Gemeinsam mit David Schmitz, dem Leiter der Einrichtung, planten und organisierten wir die Veranstaltungen und führten sie durch. Ich gewöhnte mich schnell an unsere TeilnehmerInnen, kannte schon nach kurzer Zeit jeden persönlich und wurde mit ihrer Geschichte vertraut.

 

 

Dann kam auch schon das erste Seminar und ich war nervös, so viele neue Menschen auf einmal kennen zu lernen. Doch es kam anders als befürchtet. Ich habe gemerkt dass es mir doch nicht so schwer fällt auf Andere zu zugehen.Schnell wurden Freundschaften geknüpft und ich konnte mich über meine Erfahrungen austauschen. Auf den Seminaren habe ich Vieles über die Hintergründe meines Tuns gelernt und konnte mich reflektieren um mein Agieren zu verbessern. Umgang mit stressigen Situationen, sowie mit Wut oder Trauer oder andere Emotionen, von Seiten der TeilnehmerInnen kann ich nun einschätzen und entsprechend reagieren. Es folgten weitere Seminare und es waren jedes Mal tolle Tage und ich hab mich immer wieder darauf gefreut. Noch heute treffen wir uns in unserer Gruppe häufig und tauschen uns bezüglich unseres weiteren Werdegangs aus.

Ein freiwilliges soziales Jahr hinterlässt Eindrücke, die bleiben.

 

 

 

Es folgte die nächste Herausforderung, denn die Januarfreizeit stand an und ich habe eine Menge Verantwortung erhalten. Doch es war wichtig für mich zu sehen, dass ich das auch durchaus selbstständig angehen kann. Eine Freizeit vorzubereiten und zu wissen, worauf es ankommt und was gebraucht wird. Kalkulationen und Freizeitangebote selbst zu kreieren war eine Erfahrung wert. Die Freizeit verlief perfekt und ich brachte wieder einige Erinnerungen mit.

 

 

Durch Corona war unser Programm jedoch nach der Freizeit sehr eingeschränkt und ich konnte leider nicht mehr die Zeit mit den TeilnehmerInnen genießen. Wir haben die Situation mit dem kompletten Team jedoch sehr gut meistern können. Teamgeist und Zusammenhalt sind Werte, die man hier ebenfalls erwirbt und erleben kann. Wir haben gemeinsamen nach alternativen Lösungen gesucht und ich konnte mich kreativ ausleben. Wir haben Onlineprogramme wie ein Pen and Paper Onlinespiel angeboten, sowie Spieleabend über Webcams. Auch unser Sommerprogramm für den August, Sommer Ragazzi, war eine schöne Erfahrung, da wir diese Programm komplett selbständig ins Leben gerufen haben. 

 

 

Als es an die Hochschulbewerbung ging, wurde mir schnell klar das ich meinen ursprünglichen Plan nicht mehr weiter verfolgen möchte. Die Zeit in der Diakonischen Initiative hat mir gezeigt, wie wichtig die Arbeit in diesem sozialen Bereich ist. Die offene Eingliederungshilfe hier vor Ort ist unglaublich erfüllend. Daher habe ich mein BFD verlängert und werde kommenden Februar Soziale Arbeit studieren. Ich kann es nur jedem empfehlen ein FSJ oder einen BFD zu machen, um Etwas über sich und seine Persönlichkeit sowie den Umgang mit anderen Menschen zu lernen.

 

Habt ihr Lust auf ein FSJ bei uns bekommen?

Nähere Informationen gibt es bei

Gerlind Heckmann (BeWo)

Tel. 07631 171734

Email-Kontakt

 

David Schmitz (Diakonische Initiative)

T 07631 6103

Email-Kontakt

 

sowie auf www.ran-ans-leben-diakonie.de